Der perfekte Tag

Mein Freund John erzählt mir mit leuchtenden Augen: „Ab morgen wird alles anders! Ich ernähre mich gesund und fange wieder zu laufen an. Außerdem kümmere ich mich mehr um die Kinder und um Ruth, und meinen Job kündige ich auch, da komme ich ohnedies nicht weiter. Ich ändere mein Leben. Schau nicht so skeptisch, du wirst schon sehen!“

Ja klar werde ich sehen. Ich werde sehen, dass mein lieber Freund John, der gerade wieder ein Mentaltraining am Wochenende hinter sich gebracht hat, jetzt hoch motiviert ist, in spätestens einer Woche frustriert nichts weitergebracht hat und in seine alten, verhassten Muster zurückfällt.

Warum fällt ihm das so schwer? Er hat doch erkannt, wie sein Leben aussehen soll. John hat ganz normale Wünsche: 20 Kilo weniger, mehr Wohlbefinden und Harmonie in der Familie und Anerkennung im Job (Geld ist für ihn derzeit noch ein Indikator, aber dazu schreibe ich ein andermal mehr).

Und dann schafft er es nicht? Kennst Du das auch?

Der soziale Leim

Wenn wir ganz ehrlich sind, zu uns selber, geht es uns jetzt ja auch nicht richtig schlecht. Wäre das so, würden wir schon sehr rasch ins Tun kommen. Wir sind hoffentlich gesund, wir haben ein Dach über dem Kopf, ein Einkommen und ein soziales Umfeld. Das alles ist nicht wirklich optimal aber bequem. Manfred Winteheller spricht in seinen Vorträgen gerne vom sozialen Leim, der uns festhält und im Falle von Veränderungen wieder zurück zieht. Ein schönes Bild.

Üben

Wenn ich mir ein Notenheft kaufe und intellektuell den Notenschlüssel verstanden habe, kann ich dann schon wie Rudolf Buchbinder ein Konzert vor hunderten Zusehern im Konzerthaus geben? Wenn ich mir eine Sportgerät kaufe und ein Video dazu sehe, schaffe ich den Weltcupsieg am nächsten Wochenende? 

Warum glaubt John und mit ihm wir alle, eine perfektes Leben würde ohne unendlich viele kleine wohlüberlegte Schritte und jahrelange Übung funktionieren?

Der perfekte Tag

Ich sage zu John: „Ich glaube dir schon. Aber es braucht einen Plan und es wird nicht alles leicht! Wenn du dein Leben ändern kannst, kannst Du doch sicher einen perfekten Tag verbringen?“ „Was meinst du?“ John schaut neugierig. 

Nun, Veränderung mag unser Gehirn nicht gar so gern. Neue Muster, mehr Bewegung, andere Gedanken, alles das ist anstrengend und vielleicht kommen wir ohne das Ganze ja auch aus? Wir – so denkt das Gehirn (und das macht es im Unterbewussten, wo wir´s nicht merken) – werden das sabotieren!

Gegen einen perfekten Tag, hat es aber nichts. Danach darf der normale Trott wieder einsetzen.

Aufgabe

Plane, lieber John, deinen perfekten Tag. Nicht ganz abgehoben aber doch herausfordernd. Eine Stunde früher aus dem Bett, Bewegung gleich in der Früh. Der Speiseplan fixiert, eine nette Überraschung für Ruth und ein paar Komplimente für die Kollegen. Nicht vergessen einen lieben Freund anrufen, einfach so fragen, wie es ihm geht. 

Oder ganz anders? Der Plan muss zu dir passen. Ah, und abends kein Fernsehen, sondern ein Buch.

Wenn Du das einen Tag lang schaffst, gut so, dann mach einen zweiten nach ein paar Tagen. Wenn nicht, macht nichts, du darfst ja noch üben. Versuche es noch einmal so lange bis es klappt.

„Hört sich auch nicht schlecht an, Dein Weg der kleinen Schritte und das mit dem Üben!“ lacht John. „Ich werde, als kleine Zusatzaufgabe abends ein paar Sätze schreiben, wofür ich dankbar bin und wie sich glücklich anfühlt.“

Autor: Georg Fenzl ist Berater, Coach und Trainer (sogar mit vielen Zertifikaten und CMC) und unterstützt persönliche und berufliche Veränderungsprozesse. Einzelcoachings und Begleitungen gibt es online genauso wie mit viel Abstand in der Klosterneuburger Praxis. Ruf an, wenn es leicht gehen soll, Spitzensportler und große Musiker haben angeblich auch ihre Trainer. www.ignaz.biz