„Ein Plädoyer für die bewusste Miteinbeziehung des Unbewussten ins Coaching“ – Einführung in eine praktische Methode

Mit meinem Denken kann ich offenkundige Dinge neu ordnen, neu bewerten, mit neuen Augen betrachten. 

Aber kann ich nur mit meinem Denken auch Wirkkräfte erfassen, an die ich noch nicht gedacht habe?

Wie also entstehen neues Wissen, neue Wahrheiten/Weisheiten zu einem Thema, einem Problemkreis, einer Herausforderung, Ihrem Anliegen?

Wieso so viele Fragen? 

Weil Fragen neue Antworten ermöglichen. Die Qualität der Frage entscheidet über die Qualität der Antwort.

Und ich freue mich, wenn ich Sie ermutigen kann, Ihren Geist frei zu machen für neue Fragen und neue Antworten. 

Einen Denkraum ermöglichen, der es erlaubt, dass noch nicht gedachte Informationen auftauchen dürfen. 

Woher auftauchen?

Aus Ihrem – nennen wir es einfach Unbewusstes – in Ihr Bewusstsein!

Ungreifbar, ungenau, unwissenschaftlich – mögen sich manche von Ihnen denken. Aber können wir wirklich zu 100% ausschließen, dass es einen Bereich gibt, den wir mit unserem Bewusstsein noch nicht erfasst haben? 

Ich würde mal sagen, niemand von uns kann das mit 100%iger Sicherheit ausschließen!

Gehen wir also davon aus, dass es einen Bereich gibt, der unbewusst ist. Und dass dort auch Wissen zu entdecken ist.

Was bedeutet das fürs Coaching? Wenn das Unbewusste also durchaus eine Rolle spielen könnte, würde es doch Sinn machen, dieses mit geeigneten Methoden anzusprechen und herauszufinden, was es weiß.

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen EINE Methode zeigen, wie Sie Ihr Unbewusstsein einladen können, Wissen ins Bewusstsein zu bringen.

Bitte holen Sie sich vor dem Weiterlesen ein paar Blätter leeres Papier und bunte Stifte. Denn ich möchte Ihnen jetzt eine Möglichkeit zeigen, wie Sie ganz einfach gleich damit anfangen können, mit Ihrem Unbewussten zu kommunizieren.

Angenommen, Sie haben schon länger ein Problem und schon einiges ausprobiert, aber es ist eigentlich noch immer da. Und Sie möchten sich das nun genauer ansehen.

Wenn Sie also an dieses Problem von Ihnen denken, haben Sie bestimmt schon Hypothesen gebildet, was die Ursache(n) Ihres Problems sein könnte(n)? 

Nehmen Sie jetzt ein Blatt Papier und machen Sie einen großen Kreis. Dieser Kreis repräsentiert Ihr Thema in seiner ganzen Tiefe und Breite. 

Zeichnen Sie diese von Ihnen gefundenen Ursachen jetzt bitte ein – am besten durcheinander und mit „Zeichnungen“ versehen, in verschiedenen Farben und Formen.

Ich behaupte: „Man nimmt nur das wahr, was man für wahr hält.“ Wahr also wirklich, tatsächlich möglich. 

Ich behaupte auch, dass es in Ihrem Problem – das nicht weggehen möchte – etwas gibt, dass Sie noch nicht als Wirkung, Wirkkraft als möglich anerkannt haben.

Wenn Sie jetzt innerlich nicken, dann nehmen Sie Ihren Stift und zeichnen nun auf Ihr Blatt die Stelle ein, auf der dieses „Etwas“ am Ehesten hingehört.

Sie können jetzt Ihrem ersten Gefühl – nennen Sie es Intuition – vertrauen!

Vermutlich sind es auch mehrere Dinge, die noch mit auf das Blatt möchten. Zeichnen Sie diese bitte auch ein.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Problem vollständig erfasst ist (meist macht sich das mit einem Gefühl der Erleichterung, des Durchatmens bemerkbar), dann ist Ihr „Abbild“ des Problems fertig. 

Wenn dieses Gefühl des „das ist jetzt richtig“ noch nicht da ist, schauen Sie, ob Sie noch etwas Weiteres einzeichnen müssen.

Was Sie jetzt in wenigen Minuten selbst gezeichnet haben, ist in etwa eine „Aufstellung auf dem Blatt“. In der Methode innerwise®, mit der ich gerne arbeite, heißt es „Imago“.

Unabhängig davon welchen Namen diese Methode trägt: Das Ziel ist, etwas, das Ihrem Bewusstsein nicht bewusst ist, mit Hilfe einer Methode (in diesem Fall das Zeichnen und Fühlen) sichtbar zu machen.

Sichtbar bedeutet bewusst. Und bewusst bedeutet leichter veränderbar.

Wie geht es jetzt weiter?

Jetzt wissen Sie, dass es ein, zwei, drei, … „Wirkkräfte“ gibt, die Ihnen bisher noch nicht bewusst waren, die aber eine Wirkung in Bezug auf Ihr Problem zu haben scheinen.

Der nächste Schritt ist, diesen „Wirkkräften“ einen Namen zu geben.

Die in Ihrer Intuition Geübten haben vielleicht gleich ein Bild, ein Wort, eine Person, eine Situation im Kopf. 

Manchen hilft es auch, den Finger auf diese Stelle zu legen. So kommt man leichter in Verbindung mit dem was ist. Man kann auch fragen: „Wer oder was bist du?“.

Wirkkräfte können vielfältigst sein: biografische Ereignisse, übernommene Werte, Situationen, kulturelle Themen, Intrapersonales, Interpersonales, berufliches Situationen, Familienthemen, Ahnen, ….

Den Ungeübteren könnte es vielleicht helfen, sich eine Bezeichnung des Problems/Anliegens zB STRESS so aufzuschreiben:

S
T
R
E
S
S

Und nun den ersten Begriff, der Ihnen zu dem Anfangsbuchstaben in den Sinn kommt danebenzuschreiben. Zum Beispiel könnten das dann so aussehen….

S elbstsabotage

R egeln

S iegen müssen
S chule – Prüfungen

Es werden bei Ihnen natürlich andere Worte und Erinnerungen stehen.

Und nun schauen Sie, ob sich bei Ihnen mit diesen Eingebungen aus Ihrem Unbewussten in Bezug auf Ihr Thema ein Aha-Gefühl einstellt.

Wenn ja, ist alles gut. Wenn nein, dann sind es noch nicht die richtigen Begriffe. Bitte machen Sie noch eine Runde.

Wenn sich Ihre Blattaufstellung, Ihr Imago mit den Bezeichnungen aller Wirkkräfte nun rund und erfasst anfühlt, dann fragen Sie sich innerlich: „Was ist das Erste, was von mir angeschaut werden möchte? Womit darf ich anfangen?“ Manchmal hilft ein innerliches Entschuldigen, ein Anerkennen, ein Vergeben, eine Farbe, ein Lied, ein Gespräch, Mut, Unterstützung, …. Hier ist Ihre Fantasie gefragt.

Und dann gehen Sie Schritt für Schritt alle Wirkkräfte durch bis nichts am Blatt noch etwas braucht bzw. mitzuteilen hat.

Und nun zeichnen Sie auf einem neuen Blatt ihr Problem neu auf und schauen, ob sich nun etwas verändert hat – ob weniger Figuren, Formen und Begriffe hier sind? Ob sich Positionen verschoben haben? Ob Sie andere Farben brauchen? Ob noch eine neue Schicht auftaucht? Ob etwas Wichtiges außerhalb des Kreises ist, das aber eigentlich hineingehört.

Wenn ja, machen Sie alle Schritte auch auf diesem zweiten Blatt durch.

Und dann zeichnen Sie wieder ein neues Blatt und schauen, was sich verändert hat.

Meist sind 2-3 Blätter ausreichend. Manchmal braucht es mehr.

Das letzte Blatt sollte sich schon wirklich gut und gelöst anfühlen. Vielleicht sogar vollkommen leer.

Das letzte Blatt darf bleiben, die ersten Blätter entsorgen Sie bitte achtsam.

Und nun lade ich Sie ein, Ihr echtes Leben zu beobachten, ob sich durch dieses Bewusstmachen und Wahrnehmen etwas an Ihrem Problem verändert hat. 

Viel Vergnügen und spannendes Kommunizieren mit Ihrem Unbewussten!

Ich freue mich über Berichte – gerne direkt auf meine Emailadresse: praxis@omnia-beratung.at

Herzlich

Verena Eibl-Schauderna